Magdeburger Electro-Duo Cubehog im Urbanite-Interview

C wie Cubehog. Dahinter verbirgt sich das Duo Maike Schnepf und Ivo Siemonsmeier. Gemeinsam veröffentlichten sie als Cubehog ihr interessantes Debüt „People And Stations“ auf Heartdisco Records und lieftern damit gleich genügend Gesprächsstoff für einen gemeinsamen Blick hinter die Kulissen.

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Steigen wir gleich mitten im Geschehen ein: „People And Stations“ heißt euer gelungenes, erstes Machwerk, „Catch the train, I’m going to get you out from here.“ die allererste Zeile. Inwiefern war das unterwegs Sein euer Leitmotiv beim Schreiben? Oder sind Züge, Abschiede und Reisen nur Metaphern?

Cubehog:

Es ist immer schwer eine Analyse von Sachen vorzunehmen, die oftmals aus einer Notwendigkeit und dem eigenen „künstlerischen“ Anspruch entstehen. Der Albumtitel sollte eine Art Klammerbegriff sein. Von Menschenhand Erschaffenes wird z. T. als etwas entmenschlichtes wahrgenommen. In einem Bahnhof z. B. sehen sich sehr viele Menschen, die sich eventuell was zu erzählen hätten. Trotzdem wird das Warten an so einem Ort als etwas unangenehmes empfunden. Diese Gebäude lassen einen selbst oft einsam und verloren wirken. Dass „The Way Back Home“ in die selbe Kerbe schlägt, ist uns da gar nicht so aufgefallen. Aber der Anfang des Textes ist tatsächlich in einem Bahnhof entstanden und wurde dann während der Zugfahrt weitergeschrieben. Die zweite Strophe ist dann zu Hause ausgearbeitet worden.

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Aus eurem Pressetext: „Gefühlter Enstehungsort: eine WG Küche. Gefühlte Jahreszeit: Sommer!“. Wie sieht der Cubehog-Schreibprozess aus? Wie entstehen die Songs?

Cubehog:

Die Küche ist unser „gemeinsamer Raum“. In Ivo´s Zimmer passiert i. d. R. das Soundbasteln. In Maike´s wird der Gesangspart ausgearbeitet. Wir leben in einer WG Tür an Tür und das vereinfacht den Prozess des Songschreibens und des Recordings sehr. Im Regelfall übergibt Ivo Ideenskizzen in Mp3-Form an Maike, so dass wir beide gleichzeitig an der Ausarbeitung feilen können. In der Küche teilen wir dem jeweils anderen mit, wie der Stand ist. Das funktioniert sehr reibungslos und eher so nebenbei. Außerdem nehmen wir uns die Zeit, die es braucht um einen guten Song zu machen.

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Ist „People And Stations“ nun die Platte für das einsame Glas Rotwein nachts um drei Uhr, für den Club oder doch das Album für den verträumten Nachmittag im Sommer?

Cubehog:

Nun ja. Der Club scheidet wohl aus, da kein Dancestyle explizit bedient wird. Das einsame Glas Rotwein nach dem Clubabend könnte da schon eher zutreffen. Da wird man sich ggf. weniger fragen, in welche Schublade man das reinpacken kann. Für uns ist der verträumte Nachmittag, der nicht nur im Sommer sein kann, wohl am wahrscheinlichsten.

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Enjoying the emptiness is everything that has been left. Gibt es dennoch Hoffnung?

Cubehog:

Wenn man mit sich selbst einigermaßen klarkommt sehr wohl. Sollte es mal wieder auf einsame Nachmittage (s. o.) hinauslaufen, gibt einem die Musik Halt. Der Anlass für einen Text oder eine Soundbastelei ist oftmals eine Situation, aus der man gebrochen herausgeht. Wenn sich dann in der Musik die Möglichkeit bietet negative Gefühle zu entladen, fühlt sich der Zustand von Leere danach schon besser an. Gleichzeitig schöpft man dadurch Kraft, um sich wieder am Leben in all seinen Facetten zu beteiligen.

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Was braucht es denn eurer Meinung nach, um als Mensch wirklich in seinem Leben „angekommen“ zu sein?

Cubehog:

Das ist sehr schwer zu beantworten. Ein paar Stichworte helfen vielleicht weiter. Kenntnisse über seine/ihre eigenen Fähigkeiten gesammelt haben, Hilfe bekommen und gegeben haben, Zufriedenheit aber auch Sehnsucht gespürt haben. Wir beide machen das Gefühl von Angekommensein definitiv nicht an materiellen Dingen fest. Es ist wohl eher die Zugfahrt selbst und nicht so sehr die Betrachtung imposanter Bahnhofsarchitektur.


Fotos: Nilz Böhme

CD-Cover

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Wie habt ihr beide eigentlich zueinander gefunden? Das war wohl 1998, 1999. Ivo hat Kaolin aufgenommen, eine sehr gute Magdeburger HC/Emo-band in der Maike gesungen hat. Wir haben die selben Konzerte besucht und eine große Schnittmenge an Musik, die wir beide gut finden. Anstatt den Gitarrenverstärker zu benutzen, kommen die Sounds jetzt eben aus dem Powerbook. Die Ansichten über das Musikmachen haben sich dadurch nicht verändert.

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Cubehog war doch dein wortwörtlich „Egoding“, Ivo, um dich freier als in deinen zwei Bands entfalten zu können. Warum nun doch wieder eine Gemeinschaft mit Maike?

Cubehog (Ivo):

Ein Teil der Antwort steckt schon oben drin. Die Stimme von Maike ist genau richtig für die Cubehog-Sounds. Zudem vertrauen wir den Fähigkeiten des anderen. Außerdem kann man seine Freude teilen, wenn ein Song fertig geworden ist. Das ist zwar ein sehr kleiner Aspekt, aber er verdeutlicht doch vieles. Früher war ein Track fertig und die Freude darüber blieb immer aus. Der Sinn von dem ganzen Projekt Cubehog stand nie in Frage, aber trotz aller Freiheiten war das auf Dauer nicht sehr erfüllend.

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Im Booklet schwebt Maike und Ivo bleibt am Boden. Ein Abbild eurer künstlerischen wie persönlichen Beziehung innerhalb der Band?

Cubehog:

Die Rollenverteilung in dieser Hinsicht ist nicht so ganz klar. Aber es stimmt schon, dass der Ivo auf musikalischer Ebene so mehr auf „harten Arbeiter“ macht und die Maike doch mehr auf „die künstlerischen Eingebungen“ horcht. Das ganze ist jetzt sehr, sehr stark überzeichnet. In der persönlichen Beziehung sind wir da noch schwerer festzulegen. Manchmal braucht der/ die eine vom der/dem anderen „einen Stoß in die wirkliche Welt zurück“.

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Als ich einen Artikel über Labels aus Magdeburg schrieb, pries mir Stephan Michme bei der Recherche im Namen von Heartdisco Records stolzerfüllt Cubehog an: sein Aushängeschild, dass als DJ erfolgreich die europäische Clubszene bereiste. Ein Bandalbum und einige Monate später – wohin führen die Wege von Cubehog nun?

Cubehog:

Zu neuen Songs, die noch ausgefeilter daherkommen sollen und hoffentlich ein paar Liveauftritten als Duo. Es ist immer schwer den Leuten zu zeigen, dass „Laptop-Acts“ live auch funktionieren können. Wir singen zu den Songs und Ivo spielt noch Gitarre. Diese beiden Elemente werden bei den neuen Songs noch erhöht, um noch mehr „live“ zu klingen.

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