So war der Freitag

Timingschwulitäten“, in sowas kommt man, laut VJ und DJ Markus Kavka, beim Melt!-Festival so oder so. Das galt auch für den ersten Tag beim Melt!-2008: Freitag, den 18. Juli. Nicht weniger als 44 internationale wie nationale Künstler und Bands tummelten sich auf insgesamt fünf Bühnen. Nun gut, es waren genauer 42 Bands: Hercules & Love Affair, die New Yorker Supergroup aus der Diskoszene, gehörten zu den meistersehnten Auftritten in diesem Jahr und blieben dann aufgrund technischer Probleme der Bühne fern. Und Ellen Allien lieferte gleich zwei DJ-Sets ab. Die waren dafür, wie erwartet, erstklassig.
Ebenfalls brillieren konnte mal wieder die Kulisse. Die riesigen, stillgelegten Schaufelbagger des alten Kohletagebaus wurden einmal mehr wundervoll inszeniert. Neben ebenfalls gigantischen Diskokugeln und einer blau-grünen Licht- und Lasershow gab es sogar Pyroeffekte auf den Metallgerippen zu sehen. Etwas neues gab es auch noch in puncto Umfeld, nämlich mehrere starke Platzregen, die das ansonsten jahrelange Trockenheit gewöhnte Festival und seine Besucher überaschten.
Das Melt! 2008 präsentiert sich international: Jede Menge Briten, Holländer, Spanier und andere Festivalgäste sind von weit her gekommen. Insgesamt erwarten die Veranstalter 20.000 Gäste an allen drei Tagen zusammen. Die wurden gestern vor allem von großen Namen wie Adam Green, Kate Nash, dEUS oder den Editors angezogen. Folgerichtig traten diese Musiker auch auf der Mainstage auf. Adam Green und Kate Nash konnten aber zumindest hier die ihnen entgegen gebrachten Erwartungen nicht erfüllen: Der Funke sprang nicht über, beide blieben blass. Mit Frau Nash kam dann auch der große Regen, der die Hauptbühne ca. um eine Stunde im Zeitplan zurück warf. Als ob die von Kavka beschworen Zeitprobleme nicht schon groß genug gewesen wären.
Parallel zu diesen Größen traten die begeistert empfangenen Hypebands Late Of The Pier und The Teenagers auf. Beide brachten die dünnen Balken, die die Tanzfläche vor der Gemini Stage bildeten, fast zum Bersten – so viele Zuhörer zogen sie. Und das auch zu Recht. Man hüpfte und verausgabte sich enthusiastisch wie pflichtgerecht sowohl vor als auch auf der Bühne. Im Melt!Klub traten die Rockbands auf: Turbostaat, Blackmail. Beide waren gut, beide wurden freudig empfangen. Doch gegen die rohe Kraft von The (International) Noise Conspiracy kamen sie nicht an. Den Schweden rund um Sänger Dennis Lyxzén war es anzumerken, dass sie ihr neues viertes Album endlich live präsentieren wollten und dafür nicht bloß ein paar Gigs im Heimatland während der Wintermonate ausreichten; bislang bester Auftritt auf dem Melt!08.
Den hätten Hercules & Love Affair auch bieten können, sagten dann aber ab. Für Verwirrung sorgte, dass die Veranstalter einfach kommentarlos Alter Ego auf die Bühne ließen, obgeleich zuvor noch Miss Kittin und Booka Shade drangewesen wären. Die kamen dann auch später und der Aufruhr wurde durch gute Auftritte vergessen gemacht. dEUS und Editors egalisierten zu diesem Zeitpunkt den Regen vor der nicht überdachten Hauptstage und boten gewohnt tolle aber kurze Konzerte. Powerfrau Robyn überaschte im Anschluss am selben Ort mit zwei Schlagzeugern und lediglich einem Keyboarder als Begleitband. Viel freundlicher und offener als sie in der Presse oder auf ihren Platten sonst wirkte, ließ sie mit bestechenden Rhythmen zwischen Dancehall und Elektro das Melt!-Publikum sich endgültig trocken tanzen.
Im Klub trat zu diesem Zeitpunkt Myspace-Phänomen Alexander Marcus auf. Tja und was soll man sagen: Schlauer ist man aus ihm dadurch auch nicht geworden. Die Halle musste abgesperrt werden um eine Überfüllung zu vermeiden und Marcus setzte sein gewohntes Dauerlächeln auf und setzte sein Albumprogramm fehlerfrei und emotionslos haargenau um. Die Menge feierte ihn dennoch oder gerade deshalb. Vor ihm waren übrigens Die Türen aufgetreten: Als Geheimtipp den Auftritt begonnen, als verehrte Vereiniger aller Coléur beendet. So muss das sein.
Heute, am Samstag, stehen die Konzerte von Franz Ferdinand, The Notwist, Uffie & Feadz, Boys Noize und Roisin Murphy ganz oben auf der Tagesordnung. Man darf also gespannt. Übrigens: Gerade regnet es, mal wieder. Da müssen sich die Veranstalter noch was einfallen lassen, gestern ließen sie viele Gäste ob des massenhaften Andrangs sprichwörtlich im (Platz)Regnen stehen.







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Fotos: Christoph Paul/aufgemischt!com

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