Neues Möbelhaus bekommt Ulrichskirche als Dachschmuck

Der Magdeburger Stadtrat verkündete gestern Abend im nicht öffentlichen Teil seiner Sitzung: Der Schwede kommt. Schon lange wurde diskutiert, ob und wie sich das skandinavische Unternehmen in Magdeburg niederlassen wolle. Rothensee und Pfahlberg waren als Freiflächen im Gespräch. Jetzt platzte die Bombe: Der Uniplatz wird neu bebaut. „Wir haben einen echten Coup gelandet: Wir bekommen nicht nur das Möbelhaus in den Nordabschnitt des Breiten Wegs, sondern auch die Ulrichskirche wieder. Die 1956 gesprengte Ulrichskirche soll die Dachbebauung für das Kaufhaus werden – und somit das erste Einrichtungshaus seiner Art mit einem dritten Stockwerk. „Das Kuratorium hat bereits die ersten Steine gegenüber der Universität lagern lassen“, erklärt Baudezernent Dieter Scheidemann voller Stolz. Im dann neu errichteten Sakralbau soll eine Großraumdiskothek mit 5 Floors entstehen, die tagsüber schnell zur Gedenkstätte umfunktioniert werden kann. „Damit finden wir eine Symbiose zwischen zweckmäßiger Architektur und historischem Altstadtkern“, freut sich Tobias Köppe vom Kuratorium Ulrichskirche. Als plastischer Chirurg ist er Fachmann für große und kleine Neubauten, hatte jedoch am 20. März zunächst eine Schlappe im Bürgerentscheid einstecken müssen. 84.000 Magdeburger hatten sich gegen einen Neubau der Kirche entschieden. Nun steht der städtebaulichen Errungenschaft aber nichts mehr im Wege. Nur der Ort ist ein anderer: „Das war für uns zunächst ein Problem, doch die Schweden haben uns davon überzeugt, das wir unser Projekt auf diese Weise unkompliziert zu Ende führen können“, gibt sich der Kuratoriumschef erleichtert. „Mit besonderem Stolz erfüllt uns die Tatsache, dass der linke Turm der neuen alten Kirche den Dom um einen Meter überragen wird – und die Kirche somit zum höchsten Bauwerk Magdeburgs wird“.


Grafik des geplanten Ulrichkirchen-Aufsatzes am Uniplatz

Baustart ist bereits am Freitag. Gegner der Ulrichskirche kündigten indes bereits erste Proteste an. Ein Sitz- und Hungerstreik auf dem Uniplatz wurde über das Kurznachrichtenportal Twitter angekündigt. „Wir täten lieber die Hyparschale auf dem Dach haben. Lasst uns das aussitzen. #ukdemodiezweite“ schrieb dort ein Gegner. Die Schweden sehen dem jedoch gelassen entgegen: „Wir bauen auf jeden Fall, zur Not auch um die Sitzenden herum – wir sind sowieso der festen Überzeugung, dass es sich bei den besagten Personen nicht um Gegner unseres Projekts handelt, sondern um die ersten ungeduldigen Kunden, die es gar nicht erwarten können, dass wir unsere Pforten öffnen“, so ein Unternehmenssprecher. Das Möbelhaus könnte dann pünktlich zum Weihnachtsgeschäft eröffnen, die Kirche benötigt jedoch noch drei Jahre länger. „Für die alten Bauteile der Kirche gibt es derzeit noch keine passenden Inbusschrauben – wir arbeiten aber mit Hochdruck daran“, so der Unternehmenssprecher.

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